01. Mai 2023
Es sind unzählige Kinder und Jugendliche, die Dekanatsjugendreferent Klaus Kosmehl in den vergangene vier Jahrzehnten ein Stück ihres Weges begleitet hat. Seit Beginn der 80-er Jahre hat der gelernte Erzieher, Spiel- und Theaterpädagoge und Diakon evangelische Kinder- und Jugendarbeit gemacht, zum 1. Mai 2023 geht er in den Ruhestand.
Die Freizeitenarbeit des Stadtjugendpfarramts (Stajupfa), das Konfi-Camp und die Schwarzlichttheater-Gruppe sind mit seinem Namen untrennbar verbunden. Doch damit ist es längst nicht genug: unzählige Kinder- und Jugendgruppen, Konfirmandenfreizeiten, 30 Jahre lang Religionsunterricht an Schulen, Straßentheater in der Toskana, Quartiersbetreuung auf Evangelischen Kirchentagen, Bildungsfahrten mit jungen Erwachsenen, Zeitzeugengespräche, Jugendkirchentag, Juleica-Ausbildung, Christmette mit und für Jugendliche an Heiligabend und noch vieles mehr. Mit Klaus Kosmehl geht einer der dienstältesten und erfahrensten Pädagogen in der evangelischen Jugendarbeit in Wiesbaden in den Ruhestand.
Das Konfi-Camp ist eine feste und nicht mehr wegzudenkende Institution im Evangelischen Dekanat geworden, genauso wie die Freizeitenarbeit. „Dass man seinen Job gut gemacht hat, merkt man, wenn sich genügend Menschen finden, die aus eigenem Antrieb die Dinge weitermachen, einfach, weil es ihnen wichtig ist“, findet Kosmehl. Er hofft, dass das auch mit der Christmette an Heiligabend, die er seit Jahren mit Jugendlichen organisiert, gelingen wird.
Gepackt hat Klaus Kosmehl die Leidenschaft für die Arbeit mit jungen Menschen schon ganz früh: Er ist in der Wiesbadener Paul-Gerhardt-Gemeinde im Kohlheck religiös sozialisiert, hat dort mit 12, 13 Jahren schon seine erste Kindergruppe geleitet, später folgt eine Jugendgruppe mit frisch konfirmierten Jungen und Mädchen. Der Grundstein ist gelegt: „Damals dachte ich zum ersten Mal, ich kann mir vorstellen, das beruflich zu machen“, erinnert er sich.
Nach seiner Ausbildung zum Diakon an der Hephata–Akademie tritt Kosmehl seine erste Stelle in Nordhessen an, wo er fünf Jahre bleibt. 1986 kommt er zurück nach Wiesbaden und fängt zunächst als Jugendreferent im damaligen Dekanat Wiesbaden-Rheingau an, später folgt der Wechsel ins Stajupfa. Bis zu seinem Ruhestand hat er mit insgesamt fünf verschiedenen Stadtjugendpfarrer*innen zusammengearbeitet.
In den 80er- und 90er-Jahren hat Kosmehl in Sachen Jugendarbeit blühende Zeiten erlebt. „Ich kann mich erinnern, dass ich damals pro Woche acht Jugendgruppen in verschiedenen Kirchengemeinden geleitet habe“, sagt er. Geschuldet war das den geburtenstarken Jahrgängen, der traditionellen Bindung der Familien an die Kirche und den nur wenigen Freizeitangeboten von Schule und anderen Trägern. Für kreative Köpfe wie Klaus Kosmehl, war diese Zeit ein Geschenk: „Bevor es den Schlachthof gab, fanden Partys, Freizeitangebote und Konzerte eben einfach im Stajupfa statt“, erzählt er. Es sei auch die Zeit gewesen, wo viele junge Menschen auf dem Gelände des Stajupfa, einfach ihre Zeit nach der Schule verbrachten. „Es war damals viel möglich“, sagt er. „Heute fehlt den jungen Menschen neben Schule, Musik und Sportverein leider oft Zeit für anderes.“
Dass sich die Zeiten und die Jugendlichen änderten, war für Kosmehl nie Anlass, aufzuhören. „Natürlich muss man im Kontext von Ganztagsschulen heute andere Angebote machen und sehr viel mehr um insgesamt weniger Jugendliche kämpfen“, sagt er. Doch er ist überzeugt: „Angebote, bei denen Jugendlich miteinander etwas erleben, wo sie sich als Gemeinschaft spüren – das wird junge Menschen auch weiterhin begeistern.“ Bis heute konzipiert er seine Freizeiten und Konfirmanden-Fahrten fast immer in Selbstversorgerhäusern: „Miteinander kochen, abspülen, die Zeit selbst strukturieren – klingt simpel, aber sowas ist immens wichtig für das Gemeinschaftsgefühl.“ Hinzu käme die Beziehungsarbeit: „Jugendliche ernst nehmen und ihnen wertfrei ohne Vorbehalte begegnen – das ist entscheidend“, so Kosmehl.
Was für Klaus Kosmehl jetzt im neuen Lebensabschnitt dran ist, ist derzeit noch offen. Mehrere Operationen haben ihm gesundheitlich zugesetzt und bereits gemachte Pläne durchkreuzt. „Ich bin auch deswegen froh, dass ich einfach sehr zufrieden und erfüllt auf mein Berufsleben zurückblicke.“